Immunglobulin-Gehalt

Autoren: Günter Rademacher, Hans Heini, München

Informationen zum Rechner

Kälber werden ohne nennenswerte (spezifische) Abwehr geboren. Dabei beginnt schon während der Geburt die Infektion mit Umgebungskeimen/Krankheitserregern. Für die ersten Lebensstunden, -tage und -wochen sind Kälber auf eine über das Kolostrum vermittelte passive Abwehr angewiesen.

Die Qualität der passiven Abwehr hängt unter anderem von verschiedenen Faktoren ab:

  1. Der Konzentration der Antikörper im Liter Erstgemelk. Diese ist zum Zeitpunkt der Kalbung am höchsten. Sie schwankt zwischen 100 und 20 g/Liter; sie sinkt also mit jedem Liter neu gebildeter Milch (Verdünnungseffekt).
  2. Dem Zeitpunkt der Erstversorgung des Neugeborenen mit Kolostrum. Je rascher nach der Geburt diese erfolgt, desto besser ist einerseits die Passage der Antikörper durch die Darmwand ins Blut (noch) möglich, desto kürzer ist andererseits der Zeitraum, während dessen sich aufgenommene (Krankheits-) Keime im Kalb ungehindert vermehren können.
  3. Der Menge des verabreichten (Erst-)Kolostrums. Je höher diese ist, desto belastbarer ist die Abwehr der Kälber.

Eine gute (passive) Abwehr neugeborener Kälber ist wahrscheinlich, wenn

  1. Die Kalbekuh rasch (z.B. innerhalb 1 Stunde p.p.) gemolken wird.
  2. Das Neugeborene rasch (z.B. innerhalb 1-3 Stunden p.n.) mit Erstkolostrum versorgt wird.
  3. Ein ausreichendes Volumen Erstkolostrum verabreicht wird.

Wir stellen Ihnen mit unserem Rechner "Immunglobulingehalt" ein Hilfsmittel an die Hand, mit welchem Sie die Konzentration an Immunglobulinen in Ihrem Kalb bestimmen können. Da hierbei starke individuelle Abweichungen sowohl bei der absoluten als auch der zeitlichen Variabilität der Aufnahmefähigkeit von Immunglobulinen nicht berücksichtigt werden können, stellt der Rechner immer nur Werte dar, die als theoretische Werte innerhalb eines größeren Kollektives zu sehen sind. Trotz all dieser Einschränkungen, kann Ihnen der Rechner den Trend der Veränderungen gut wiedergeben und Sie erhalten wertvolle Anhaltspunkte für Ihr Handeln!

Als Eingaben sind notwendig:

  1. Das Gewicht des Kalbes.
  2. Der Immunglobulingehalt in Gramm pro Liter Biestmilch.
  3. Getränkte Menge Biestmilch in Liter
  4. Der Zeitpunkt der ersten Tränkung in Stunden.

(Punkt 2: Sie können diesen Wert mit Spindel (Kolostrometer) abschätzen. Bitte beachten Sie, dass dieser Wert direkt nach der Kalbung am höchsten ist und mit jedem Liter neu gebildeter Milch sinkt. Normalerweise liegen die Werte zwischen 20 und 100 g/l Kolostrum, ein Wert von 50 g/l wäre wünschenswert.)

Als Ergebnis erhalten Sie:

  1. Die Menge Immunglobuline in Gramm pro Liter Blut.
  2. Einen Hinweis darauf, wie lange Ihr Kalb annähernd "ungeschützt" den Keimen ausgesetzt war.

Bei Untersuchungen hat sich gezeigt, dass Kälber mit Antikörperkonzentationen von 10 g/(Liter Blut) oder mehr, weniger krankheitsgefährdet sind, weniger schwer erkranken und seltener sterben als Kälber, die bei weniger als 10 g/(Liter Blut) liegen.

Bei der Berechnung haben wir folgende Parameter zu Grunde gelegt:

  1. Das Blutvolumen des Kalbes wird mit 7,5% der Körpermasse berechnet.
  2. Die Resorptionsrate nach 1 Stunde (= Optimum) wird mit 29% gerechnet.
  3. Zeitlicher Verlauf der Resorptionsrate: Hierbei kann nur ein Trend berücksichtigt werden.
  4. Daten wurden aus den Arbeiten von
    • Clover C.K. et al. 1980, Am. J. Res. 41, 1002-1007
    • Kim J.W. et al. 1983, Dtsch. Tierärztl. Wschr. 90, 283-286
    • Lipp K. 2005, Promotion
    • Quigley James D. et al. 1995, J. Dairy Sci. 78, 893-901
    • Selman I.E. 1973, Ann. Rech. Vet. 4, 213
    • Stott G.H. et al. 1979, J. Diary Sci. 62, 1902-1007
    verwendet.

Beispiele:

1.


2.

3.